Warum ich mich dazu entschieden habe, auf fair fashion umzusteigen

Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich mich dazu entschieden, meinen Modekonsum komplett auf fair fashion umzustellen und nur mehr nachhaltige Kleidung zu kaufen. Mir war davor schon länger bewusst, dass Zara und Co keine freundlichen Konzerne sind, ihren Erfolg auf dem Leid Anderer aufbauen und die Umwelt mit Füßen treten und trotzdem hat es ein wenig gedauert, bis ich mich dazu aufraffen konnte, den billigen Preisen und der großen Auswahl den Rücken zu kehren. 

Einkaufen war für mich ein Hobby, eine Konstante in meinem Alltag, die mir das Gefühl gegeben hat, mich zu belohnen und mir etwas zu gönnen. Doch dieses Gefühl war nie von langer Dauer und wie viele andere Kleiderschränke,
war auch meiner mit unzähligen Teilen gefüllt, die ich eine Woche nach Kauf nicht einmal mehr angesehen habe. 

Diese sinnlose aber beinah automatische Kaufsucht hat mich beschäftigt und ich habe begonnen, mich ein wenig mit dem Thema fast fashion auseinanderzusetzen. Meine größten Impusgeberinnen und Impulsgeber hierfür waren Influencer wie DariaDaria, die sich lautstark für nachhaltige Mode aussprechen. Auch wenn mir bereits vorher ungefähr klar war, wie fast fashion produziert wird, hat es mir die Augen noch ein bisschen weiter geöffnet, mich mit den harten Fakten auseinanderzusetzen und mir Dokumentationen zu diesem Thema anzusehen. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und Ausbeutung sind die Grundpfeiler der fast fashion Industrie, das wollte ich nicht länger mit meinen Kaufentscheidungen unterstützen. 

Ein weiterer Punkt, der mich dazu gebracht hat, fast fashion zu boykottieren, ist der übermäßige Konsum. Ich möchte gar nicht daran denken, wie oft ich einfach aus reiner Langeweile ein Modegeschäft betreten habe, ohne auch nur ansatzweise irgendetwas zu brauchen. Trotzdem habe ich das Geschäft viel zu oft mit einem neuen Kleidungsstück verlassen, dass ich vorher nicht vermisst und nach einiger Zeit auch wieder vollkommen vergessen habe. Fast fashion Konzerne haben es sich zum Ziel gemacht, die Menschen durch schockierend tiefe Preise, verlockende Sales und immer wieder neue Kollektionen
zum ständigen Konsum zu drillen. Jede zweite Woche locken neue Angebote, das Alte muss raus, um Platz für Neues zu schaffen und ehe man sich versieht, landet auch der neuste Pullover wieder auf dem Wühltisch. Dieser ungesunde
Konsumwahn führt nicht nur zu mit qualitativ schlechten Stücken überfüllten Kleiderschränken, sondern auch zu enormen Auswirkungen auf die Umwelt. Die Modeindustrie ist bei den Umweltsündern ganz vorne dabei, erzeugt durch die
Produktionsgeschwindigkeit und Kurzlebigkeit der Produkte enorm viel Müll und verbraucht Unmengen an Ressourcen. 

Ich hatte davon endgültig genug und als ich nach und nach gelernt habe, dass fair fashion mittlerweile mehr kann, als weite Hippie-Blusen in Erdtönen (wogegen übrigens absolut nichts einzuwenden ist! Mir geht es hier eher um das Klischee der fehlenden Vielfalt), war es gar nicht schwer sich von H&M und Co zu verabschieden. Mit der Zeit lernte ich die Vorteile von fair fashion immer mehr zu schätzen, wie beispielsweise die Qualität.

Fast fashion muss nicht immer qualitativ minderwertig sein( was leider auch oft den Anschein erweckt, ein Produkt wäre daher nur fast fashion, wenn es in wenigen Tagen erste Löcher hat) ist es aber in der Regel doch häufig. Fair fashion ist auf der anderen Seite (zumindest nach meiner Erfahrung) so gut wie immer ein Garant für eine gute und langlebige Qualität, was mit der Ideologie der Marken und den Materialien zusammenhängt. Wenn es nicht darum geht, möglichst viel und schnell zu produzieren, sondern ein hochwertiges Produkt zu erzeugen, merken das am Ende auch die Konsumentinnen und Konsumenten. 

 Dass diese Qualität seinen Preis hat, ist natürlich richtig und meiner Meinung nach auch gut so. Der wohl am häufigsten genannte Kritikpunkt zu dem Thema fair fahion ist der Preis. Immer wieder werden die im Vergleich mit fast fashion hohen Preise der nachhaltigen Mode als Grund genannt, warum man sich nicht von den großen Modekonzernen trennen möchte. Doch genau der Vergleich ist das Problem. Den Konsumentinnen und Konsumenten wurde antrainiert, sich nicht mehr über die viel zu niedrigen Preise zu wundern, sondern sich darüber zu freuen und sie als Aufforderung zum Kauf zu verstehen.
Dabei sind diese eigentlich das offensichtlichste Warnsignal, das hier etwas nicht stimmen kann. Wie sollen derart billige Preise ohne Ausbeutung möglich sein?

Für mich sind fair fashion-Preise eine Bestätigung für gerechte Bezahlungen und hochwertige Materialien. Und es stimmt schon, ein großer Shopping-Tag pro Woche geht bei nachhaltiger Mode ganz schön ins Geld. Hier sind aber nicht die Preise das Problem, sondern das antrainierte Konsumverhalten. Mir hat fair fashion auch beigebracht, meine neuen Teile zu
schätzen, sie als etwas Besonderes zu sehen und mir den Drang genommen, immer mehr Dinge zu kaufen, die ich gar nicht brauche. 

Es sollte hier auch gesagt sein, dass fair fashion nicht zwangsläufig teuer sein muss. Die Preise variieren von Marke zu Marke und second hand shopping, die nachhaltigste Art des Kleidungskaufs überhaupt, kann mit einem geübten Auge richtig günstig sein. Ich muss hier auch erwähnen, ich bin in der glücklichen Lage, hier und da faire Mode zugeschickt zu bekommen und daher auch nicht bezahlen zu müssen, das heißt aber nicht, dass ich selbst keine nachhaltige Kleidung kaufe. Schon bevor ich mein erstes fair fashion Stück zugeschickt bekommen habe, ein Pullover, den ich immer noch sehr gerne trage, habe ich
bereits nur mehr fair fashion gekauft und auch heute kaufe ich mir auch selbst faire Kleidung, sei sie vintage oder neu. 

Ich möchte niemanden dazu nötigen, auf faire Mode umzusteigen, das ist nicht meine Aufgabe, macht mich teilweise zornig, was nie gut ist und funktioniert auch nicht. Inspirieren lautet die Devise. Mein Ziel ist es nicht, Menschen umzuerziehen, das sollten sie schon selbst machen. Ich freue mich, wenn ich Impulse setzen kann, die Andere dazu bringen, sich selbst mit dem Thema faire Mode zu befassen und hoffe, das habe ich hiermit auch bei der und dem ein oder anderen geschafft. 

english version

Why I decided to switch to fair fashion

Two years ago I decided to change up my shopping habits and stop buying fast fashion. I have known before that fast fashion just coudln't be good for the environment and the workers producing the clothes. But still, shopping was a hobby to me, a perfect opportunity to kill some time and fulfil myself with the illusion to reward myself with a new shirt or pants. This behaviour of mine started to worry me as I felt like I had lost control over my shopping habits. I had the inner urge to buy something I wouldn´t even look at after a week. 
This was a red flag for me and I didn´t want to participate in this blind shopping drive anymore so I started to read about the fair fashion movement and the philosophy behind fair fashion brands. For me a big inspiration were fair fashion bloggers like dariadaria who provided me with loads of information about the cruel fast fashion industry. To read about those facts about hard labor and countless chemicals used in production helped to open my eyes. I didn´t want to support this system anymore. 
Another big topic for me was the excessive consuming. I don't even want to think about the countless times I went shopping just because I was bored. I left the store with a new item I haven't had missed before and definitely didn't need or wear nearly enough to justify it´s purpose. Fast fashion industry is a real pro when it comes to manipulating customers in thinking they need to buy something. There is a sale every other day and new collections are launching week by week. This overload on producing doesn´t just lead to poor quality but also has an immense impact on the environment wasting water, producing tons of waste and chemicals. 
These facts finally pushed me to switch to fair fashion. I have to admit at first I was sceptic about the range of fair fashion as I only had seen a few fair fashion stores at this point. But thanks to the internet this picture changed quickly and I learned about the wide range in sustainable fashion and it´s advantages. 
First thing I love about fair fashion is the high quality standard. Fair fashion brands use high quality materials and you can feel that the company doesn't have the cheapest way of production in mind, but a sustainable, long lasting final product. Most of  my fair fashion pieces I bought several years ago, still are the same quality as day one today. Price is always a big topic when it comes to fair fashion. Because of high end materials and a sustainable production a shirt costs more than the basic fast fashion shirt, that’s for sure but in my opinion this is a good thing.  First of all because of fast fashion we forgot about the real value of textiles and  extremely low prices of H&M and other companies like that don't shock us anymore, but they definitely should as they are the most obvious prove that something is way off. 
But with the growing popularity of fair fashion prices also tend to get lower and you can find fair fashion in different price ranges. And vintage/ second hand shopping, the most sustainable shopping method ever, has always been quite cheep if you have a trained eye and a little bit of time. 
I don´t want to convince anybody to switch to fair fashion from one day to another, I don't feel like that’s my job, everybody has to decide it on it's own, where to buy their clothes. But I want to set an impulse to think one step further than just the price. I hope to inspire others by showing that fair fashion doesn't lag behind fast fashion in style and range and show the many advantages of a sustainable wardrobe.  And if you are thinking a little bit about fair fashion and your shopping behaviour right now, that's all I've wanted. 

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