Ein Ausflug nach Seestadt - Die Review nach der niemand gefragt hat

Wolltest du auch schon immer wissen, was dich an der U2 Endstation Seestadt erwartet? Ich eigentlich auch nicht. Und dennoch hat mich eines schönen Sonntags die Neugier gepackt und gemeinsam mit einer Freundin habe ich beschlossen, dem neuen Stadtteil einen Besuch abzustatten. Meine Eindrücke möchte ich hier teilen, damit du nicht selbst hinfahren musst. 

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die Anfahrt

Die Anreise nach Seestadt ist auch für die schwersten Stadtplan-Legastheniker keine Zauberei: einfach in die U2 Richtung Seestadt steigen und warten, bis dich die Durchsage dazu auffordert auszusteigen. Ich bin bei der U-Bahn-Station Schottenring in die U2 eingestiegen und 14 Stationen später habe ich mein Ziel erreicht. Die Fahrt dauert nicht sonderlich lange, es fühlt sich aber sehr wohl so an als würde man die Stadt verlassen, wenn man über die Donau und später an Feldern vorbeifährt. Das bin ich einfach nicht gewöhnt, wenn ich in der U-Bahn sitze, da ich mich schon wie ein halber Abenteurer fühle, wenn ich mich einmal über den Gürtel bewege (das klingt sehr unsympathisch; ich bin kein „Innere Stadt“-Snob, sondern einfach nur faul und fahre deswegen nie zu neuen Orten außerhalb meiner Komfortzone). 

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der see

In Seestadt angekommen, konnte ich direkt beim Verlassen der Station direkt den namengebenden See sehen, der mich wirklich überrascht hat, da er schöner war als gedacht. Der sonnige Spätsommertag hat noch einige Badegäste zum Sonnen am See gebracht und dem ganzen direkt eine sehr entspannte Stimmung verleitet. Das Wasser des künstlich angelegten Sees ist blau und klar, Schilf und andere Pflanzen wachsen am Ufer. 
Auf der einen Seite des Sees konnte man bereits die gerade erst gebaut wirkenden Häuser der Seestadt sehen. Der Blick in die andere Richtung war eher weniger berauschend, da man direkt auf Baustellen und Kräne schaute. Dieses Motto von neu aufpoliert und Baustelle sollte uns durch den ganzen Besuch begleiten. 

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Die Architektur

Nach einer kurzen Runde um den See wollten wir uns auch ein wenig genauer in den Straßen umsehen und die neuen Gebäude genauer unter die Lupe nehmen. Ich habe ein wenig auf der offiziellen Seestadt-Homepage (www.aspern-seestadt.at) geschmökert, um hier zur Abwechslung auch einmal ein paar Fakten einzubauen, anstatt immer nur von meiner persönlichen, in jedem Fall unqualifizierten Meinung zu schreiben. Grundgedanke der Seestadt-Bauprojekte laut Website ist es, die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst früh in die Planung einzubinden und so auf Wünsche und Anliegen eingehen zu können. So hat beispielweise jede Wohnung einen Balkon oder Gartenzugang. Ziel ist es, im klassischen Vorstadtgebiet keine Häuser-Siedlungen, sondern urbanen Lebensraum zu schaffen. Den Wohnraum aktiv mit Entspannung und Urlaubs-vibe zu kombinieren ist ein weiteres Ziel der Stadtplanung. Insgesamt sollen bis 2028 Wohnraum für ca. 20.000 Bewohnerinnen und Bewohner entstehen (übrigens auch ebenso viele Arbeitsplätze).[1]
Die Architektur der bereits fertiggestellten Bauprojekte hat mir grundsätzlich sehr gefallen. Ich war und werde immer ein Altbau-Fan bleiben und hohe Decken, quietschende Böden und undichte Fenster dem Neubau vorziehen. Trotzdem kann ich auch neue Architektur wertschätzen und davon gibt es in Seestadt zur Genüge.  
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Der vibe

Auch wenn mir Architektur und Badesee prinzipiell gut gefallen haben, hat es sich für mich eher nach einer Ferienanlage im Spätsommer angefühlt als ein lebendiger Stadtteil. Auf den Straßen waren nur wenige Menschen unterwegs, Kaffeehäuser und Lokale nur selten anzutreffen und insgesamt hatte ich den Eindruck, als wäre von dem gesamten Areal erst vor wenigen Minuten die Schutzfolie abgezogen worden. 
Natürlich mag das daran liegen, dass die Bauprojekte noch lange nicht abgeschlossen sind und es sicher noch zu einigen Veränderungen kommen wird, aber aktuell kann ich mir für mich nicht vorstellen, mich in Seestadt heimisch zu fühlen. Ich brauche viele Menschen um mich, die engen Gassen der Altstadt, historische Architektur und individuelle Lokale. Die Wiener Innenstadt hat den Vorteil schon ein paar Jahre älter zu sein als Seestadt, daher ist ein Vergleich eigentlich von Anfang an unfair und auch nicht mein Ziel. Ich wollte von meinem Tag in Seestadt berichten, meine Eindrücke teilen und das habe ich hiermit hoffentlich erfolgreich erledigt.                                                                                                                                                                       
                                                                                                                                                                                                                 Einen Besuch ist Seestadt allemal wert und lädt dazu ein sich selbst ein Bild zu machen.

 


[1] https://www.aspern-seestadt.at/lebenswelt/wohnen-arbeiten/baugruppen

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